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Eine ältere Dame sitzt vor einem Bildschirmlesegerät

Hilfsmittelausstellung in Münster

Unter dem Motto: „Präsentieren – Informieren – Ausprobieren“ veranstaltete der Blinden- und Sehbehindertenverein Münster und Umgebung im BSV Westfalen e.V. am 17. September 2022 eine Hilfsmittelausstellung mit optischen und technischen Geräten für sehbehinderte und blinde Menschen, die sich an alle Betroffenen, Angehörigen und Interessierten richtete.

Mit 18 anwesenden Ausstellern und deren vielfältiges Produktangebot für die unterschiedlichsten Lebensbereiche, waren die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des bahnhofsnahen Atlantic Hotels an der Engelstraße auch gut ausgelastet.
Vorgestellt wurde das üppige Angebot in zwei Präsentationsräumen, sowie einem bestuhlten Vortragsraum. Dabei war es thematisch etwas aufgeteilt in einen vorderen, eher allgemeinen und einen hinteren, eher technischen Präsentationsraum, wobei alle Räume die Gäste einluden, sich auf den neuesten Stand zu bringen, Geräte auszuprobieren und sich individuell beraten zu lassen. Das Ambiente war eher schlicht und zweckmäßig gehalten. Eine kleine Kaffee-Bar und einige Sitzgelegenheiten boten Möglichkeiten zum Erfrischen und Ausruhen. Beim Besucherhöchststand wurde es bisweilen etwas eng zwischen den Tischen, aber die allgemein entspannte und rücksichtsvolle Atmosphäre unter allen Anwesenden ließ sich davon in keinster Weise stören.

Im Folgenden sollen die vielen anwesenden Aussteller kurz erwähnt sein, wobei die unterschiedliche Ausführlichkeit dabei keine Aussage über Relevanz oder Beliebtheit der jeweiligen Produkte und Aussteller macht.

Im Eingangsbereich der Ausstellung präsentierte sich der Optiker Fielmann, der u.a. Kantenfilterbrillen in vielfältigen Farbnuancen und Formen für individuelle Bedürfnisse anbot. Außerdem das Spezialreiseunternehmen Anders-sehn aus Cuxhaven als Anbieter von blinden- und sehbehindertengerechte Entdeckungsreisen, bei dem fühlbare Landkarten bei der Urlaubsplanung helfen sollen. SynPhon aus Kraichtal präsentierte den Einkaufsfuchs, der mit Hilfe des Strichcodes und unzähligen gespeicherten Produkten das Einkaufen erleichtern soll. Auch die Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen e.V. (WBH) war informierend über ihr großes Angebot anwesend.

Niedlich und sehr flauschig war die vierbeinige Labrador- und Pudel-Begleitung der Blindenführhundschule Haag aus Haldem. Frau Gerlinde Haag informierte in einem kleinen Vortrag und an ihrem Stand höchst persönlich und ausführlich rund um das Thema Führhunde und Patenfamilien. Ein tolles Angebot für alle interessierten Hundehalter und diejenigen, die es noch werden wollen.

Der Stand von Vanda Pharma aus Berlin informierte und klärte auf über das Phänomen Non-24, einer Schlaf-Wach-Rhythmusstörung unter der ca. 50% aller Vollblinden ohne Restlichtwahrnehmung leiden. Vielen ist Non-24 nur ein Begriff aus der Radiowerbung. Da selbst viele Ärzte darüber noch nicht ausreichend aufgeklärt sind, bietet der Medikamentenhersteller Vanda Pharma Hilfestellung bei der Diagnose dieser Erkrankung.

Einem Thema, das gesundheitlich alle Frauen betrifft, widmen sich die Damen von Discovering Hands, die die Medizinisch-Taktile-Untersuchung (MTU) anbieten. Dabei geht es um die Früherkennung von Brustkrebs mithilfe des überlegenen Tastsinns sehbehinderter Frauen. Kompetent, diskret und freundlich klärten Frau Renate Rohde und ihre Begleitung vor Ort über die Methode auf, wobei der Unterschied der erkennbaren Tumorgrößen zwischen herkömmlichen Methoden und der MTU beeindruckend deutlich wurde. Leider gilt diese Untersuchungsform bisher noch nicht als Kassenleistung. Interessierte können sich unter www.discovering-hands.de vertiefend informieren.

Unverzichtbar war natürlich auch die Präsenz des BSV Münster und Umgebung, an dessen Stand diverses Informationsmaterial vorhanden war. Frau Dagmar Lamberts und Herr Holger Paaschen aus dem Leitungsteam der Bezirksgruppe standen stellvertretend als Verantwortliche für die Veranstaltung mit Rat und Tat zur Seite, begrüßten die Aussteller, informierten freundlich und kündigten die Vorträge des Tages an.

Ebenfalls anwesend war die Rehabilitations-Lehrerin für Orientierung, Mobilität und lebenspraktische Fähigkeiten Frau Christiane Haunschild, die durch ihre jahrzehntelange Berufserfahrung mit blinden und sehbehinderten Menschen versiert und kompetent zu verschiedensten lebenspraktischen Themen zu Rate gezogen werden konnte. Seien es Informationen zur Ausbildung als Reha-Lehrer oder der Austausch über Vor- und Nachteile verschiedener Ausführungen von rollenden Kugelspitzen für den Langstock. Eine Vielzahl mobiler Vorlesegeräte, diverse Braille-Tastaturen oder auch die am Brillengestell befestigte OrCam, sowie Farb- oder Produkterkennungsgeräte wurden in verschiedensten Ausführungen von mehreren Ausstellern im hinteren Präsentationsraum angeboten, so dass Interessierte sich ohne Warteschlange informieren und ausprobieren konnten.

Herr Simon Janatzek (ehemals Büro für barrierefreie Bildung in Herne)
unterstützt im Namen des BSV Westfalen e.V. blinde und sehbehinderte Menschen bei der Auswahl, der Anschaffung und dem Umgang mit elektronischen Hilfsmitteln. Er informierte über das neueste Angebot des Landesvereins. Sowohl am Stand des Reha-Fachgeschäftes HelpTech aus Lüneburg als auch am Stand Technik für alle (TFA) aus Osnabrück waren verschiedene technische Hilfsmittel ausgestellt. Die Firma Optelec, ein präqualifiziertes Unternehmen, das seit über dreißig Jahren elektronische Hilfsmittel für sehbehinderte und blinde Menschen entwickelt und produziert, war ebenso anwesend wie die Infosystem Produktion and Distribution GmbH (IPD), vertreten durch den kompetenten Medizinprodukteberater Herrn Florian Buschold, an dessen Stand innovative Technologien angeboten wurden, wie z.B. das BrailleSense 6, das derzeit leistungsstärkste elektronische Notizgerät auf Basis eines Android Systems.

Auch die VISTAC GmbH aus Teltow stellte verschiedene elektronische Hilfsmittel vor, u.a. den Laserlangstock, der Hindernisse erfasst, die mit dem normalen Langstock nicht erfasst werden können. Frau Maria Ritz informierte in ihrem Kurzvortrag darüber, wie die Kosten des Laserlangstocks auf Antrag von der Krankenkasse übernommen werden können. Weitere Fragen dazu können per Email an vertrieb@vistac.de gestellt werden.

Ein Besuchermagnet war unter anderen der Stand des Landeshilfsmittelzentrums Dresden (LHZ), der allerlei Alltagshelfer im Angebot hatte, die oft nicht von der Krankenkasse gezahlt werden, wie z.B. Messlöffel, sprechende Jahreskalender oder die gelbe Kennzeichnung mit drei schwarzen Punkten in diversen Ausführungen als Armbinde für Verkehrsteilnehmer oder als modische Anstecknadel.

Auch der Stand der Firma FEELWARE, die mit der Demonstration von barrierefreien Haushaltsgeräten, wie z.B. einer sprechenden Waschmaschine anwesend waren, freute sich großer Beliebtheit. In einem kurzen Vortrag informierte Herr Rupprecht über seine Produkte und die Möglichkeiten der Nachrüstung vorhandener Geräte, die sich leider oft noch kostspielig gestaltet. Über die verschiedenen Möglichkeiten der finanziellen Förderung und Hilfe bei der Antragstellung können sich Interessierte am Feelware Service-Telefon unter 0241-98096740 oder auf der Website www.feelware.eu informieren.

Ein letztes Highlight der Messe war bestimmt der Stand der Firma FeelSpace aus
Osnabrück, die die Möglichkeit bot, den Navigürtel anzulegen, um vor Ort die Bedienung kennenzulernen und vor allem leiblich zu spüren, wie genau die Vibration um die Hüfte geleitet wird, um damit ein großes Stück Orientierung, Sicherheit und Selbstständigkeit für unterwegs zurück zu erlangen. Der Gürtel kann sogar mit dem InnoMake-Schuh gekoppelt werden, der mittels Ultraschall-Technologie Hindernisse wie Bordsteine, Wände, Personen etc. erkennt, um per Vibration im Schuh oder per Audioansage die Orientierungssicherheit zu erhöhen. Preislich liegt der Gürtel zurzeit bei ca. 2300 Euro und erfreut sich
wachsender Beliebtheit. Wer nicht auf der Messe war, hat die Möglichkeit sich unter der Email Adresse info@feelspace.de kostenfrei und unverbindlich anzumelden, um die Produkte zu Hause im individuellen Alltag auszuprobieren.

Die Veranstalter bedanken sich bei allen Ausstellern und Beteiligten für den gelungenen Tag.

 

Eine ältere Dame sitzt vor einem Bildschirmlesegerät
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