Mit (fast-) allen Sinnen genießen
Münster. „Bei unseren Wanderungen über enge Wege, über Stock und Stein, durch Matsch und Dickicht haben wir einfach tolle sensorische Erlebnisse.“ Holger Paaschen, Mitglied des Leitungsteams des Blinden- und Sehbehindertenvereins Münster und Umgebung (BSV) strahlt vor Freude, wenn er an die jüngste Naturwanderung des Vereins denkt. In spätherbstlicher Atmosphäre führte die etwa zehn Kilometer lange Strecke die Wandergruppe, die sich selbst „Die Blindgänger“ nennt, von der Kirche St. Agatha in Angelmodde entlang der Werse bis zur Pleistermühle.
Begleitet von einigen Sehenden und geführt von der stellvertretenden Wanderwartin des Sauerländischen Gebirgsvereins, Elisabeth Heinker, hatte sich die etwa 20-köpfige Gruppe aufgemacht, die Schönheit des Münsterlands mit fast allen Sinnen zu entdecken. „Für viele Blinde ist es eigentlich nicht denkbar, allein im Wald spazieren zu gehen“, erklärt Dagmar Lamberts, ebenfalls Mitglied des BSV-Leitungsteams. „Deshalb ist dieses Gemeinschaftserlebnis einer Wanderung in unbekannter Natur für uns jedes Mal ein echtes Highlight.“
Bereits seit fünf Jahren unternimmt der BSV Münster und Umgebung mit interessierten Mitgliedern und unter Führung des Sauerländischen Gebirgsvereins Münster (SGV) im jeweiligen Wechsel Kultur- und Naturwanderungen im Münsterland. „Wir haben festgestellt, dass sich inklusive Wanderungen hervorragend eignen, um Vorbehalte gegen Blinde abzubauen“, ist sich Paaschen sicher. Verbunden mit den vielfältigen akustischen und haptischen Eindrücken geht es den Organisatoren vor allem darum, sich auf dem gemeinsamen Weg besser kennenzulernen, die ausgelassene Stimmung unter den Teilnehmenden zu genießen und die eigenen Fähigkeiten selbstbewusst zu entdecken.
Nach etwa zwei Stunden erreichten die „Blindgänger“ das Wehr der Pleistermühle und genossen den gemeinsamen Ausklang der Wanderung bei Kaffee und Kuchen. „Dieser wunderbare Tag macht einfach Lust auf mehr“, waren sich die Wanderfreunde einig und freuen sich schon auf den Frühling, wenn die nächste gemeinsame Wanderung rund um Lengerich ansteht.