Ein sommerlich warmer Sonntag war es am 26. Juni 2022. Knapp 30 Personen aus Mitgliedern, Freunden und freiwilligen Helfern des Blinden- und Sehbehindertenvereins Münster und Umgebung sowie des Sauerländischen Gebirgsvereins Münster (SGV) trafen sich am Busbahnhof Steig C2 und sammelten sich rund um die Wanderführerin Martina Benneweg vom SGV Münster. Blauer Himmel, weiße Wolken und ein leichtes Lüftchen, das perfekte Wetter für einen Stadtrundgang mit dem Thema ein paar von Münsters Skulpturen mit den Händen zu entdecken.
An Bussteig C2 ragt auf einem Sockel aus dem Boden ein auf den Hinterbeinen stehender Bronze-Bär über 2 Meter hoch. Eine Skulptur des Künstlers Arnold Schlick, aufgestellt in den 60er Jahren, der an die Teilung Berlins erinnern soll und dem Platz in Münster seinen Namen gibt.
Nur ein paar Meter weiter Richtung Ampel, aber noch auf der Platzmitte, befindet sich eine der vielen Skulpturen des Künstlers Tobias Rehberger, der sich zur Aufgabe gemacht hatte, Schalt- und Stromkästen aufzuwerten. Dabei sollte immer auch ein Sitzplatz entstehen und künstlerisch ansprechend sein. Rehberger setzte die Aufgabe um, indem er Formen aus parallel laufenden Rohren um die Schaltkästen herum entwarf, die in bunten Farben und geschwungenen, runden Formen nebenbei noch eine große weiße Leuchtkugel besitzen, die den Mondaufgang nachstellt und sich „IBIZA“ oder „THE MOON IN ALABAMA“ nennen.
Weiter nördlich, an der großen Bahnhofsampel vorbei, entlang dem GOP Richtung Bussteig D, weiter auf der Ecke vom Hotel Kaiserhof befindet sich noch eine Skulptur des Künstlers Rehberger, deren großes Rohr aus dem Boden herauskommt, sich um den Stromkasten empor windet, um über dem Kasten einen großen Knoten zu bilden, an dessen Ende die große weiße Mondkugel hängt. Die Skulptur soll an die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl erinnern. Auch dort kann man sich setzen. Von der Ecke am Hotel Kaiserhof über die Straße und rechts, auf der Fußgängerinsel befindet sich eine weitere Mond-Rohr-Konstruktion ohne Sitzplatz um einen Stromkasten und wertet einfach das Verkehrsbild auf.
Unser Rundgang führt uns weiter Richtung Servatiiplatz, aber wir halten uns vorher um die Ecke von Bäckerei Krimphove links, gehen vorbei an der Beratungsstelle des BSV Münster und Umgebung, über die Fußgängerampel der Von-Vincke-Straße auf die Salzstraße. Auf dem Stück Promenadenwiese, abgetrennt durch die schienbeinhohe Abgrenzung von Weg und Wiese, steht ein Kriegsdenkmal, bestehend aus zwei allein stehenden, mit einem Loch versehenen, großen Steinblöcke, die ganz eng aneinander stehen und durch die Löcher mit einer riesigen Metallkette miteinander verbunden sind. Daran gehen wir erstmal achtlos vorbei, denn unsere Aufmerksamkeit gilt der Fußgängerzone. Wir überqueren die Promenade auf der linken Seite und bleiben vor dem Elektrofachmarkt OMEGA auf der Ecke Klosterstraße noch kurz stehen. Dort gibt es, genau wie am Schloßplatz gegenüber der Frauenstraße, einen großen, tischhohen, rundlichen Bronze-Abdruck der Stadt Münster, an dem manche Straßen und Gebäude sogar mit Brailleschrift beschriftet sind.
Frau Benneweg hält uns allerdings an, als Gruppe zusammen zu bleiben und die Fußgängerzone zu betrachten, diesmal wirklich den Boden. Denn alle paar Meter ist in den Boden ein runder Stein mit Wappen und Bronzering mit Stadtnamen eingepflastert, die sogenannten „Hansesteine“, Denkmal an die Zugehörigkeit Münsters zum mittelalterlichen Städtebund der Hanse, bestehend aus vierzig Steinen. Wir können nicht allen Beachtung schenken, so viele sind es. Mit dem Langstock sind sie schwer zu ertasten. Uns zieht es tiefer in die Stadt, links vorbei an der Galeria Münster mit dem dm-Drogeriemarkt, in die Heinrich-Brüning-Straße und sofort wieder rechts in die Syndikatgasse, über den Syndikatplatz zum Platz des westfälischen Friedens.
Dort steht eine große Skulptur des Künstlers Eduardo Chillida bestehend aus zwei Teilen, aus dem Jahr 1992. Die sogenannten Friedensbänke sind zwei gleichgroße Teile aus Kortenstahl, die sich gegenüber stehen und im Sommer einen warmen, im Winter einen kalten Po machen, wenn man wirklich darauf säße. Leider lädt die Sauberkeit an diesem Tag nicht zum Verweilen ein. Somit ziehen wir weiter durch die schmale Gruetgasse entlang dem Wirtshaus Stuhlmacher, kommen am Prinzipalmarkt am historischen Rathaus heraus, laufen über die Straße und rechts unter den Arkaden entlang, lassen die Ludgerikirche rechts liegen, passieren die Geschäfte der Arkaden völlig unbeeindruckt bis zur Domgasse, zwischen Drubbel und Domplatz, in die wir links einbiegen.
Die große Gruppe überall im Stadtgetümmel zusammen zu halten, das erweist sich bei dem Rundgang mit als größte Herausforderung, sodass wir die Skulptur „4Tore“ von Daniel Buren weniger beachten, als die Frage, ob wir über die Stufen oder barrierefrei durch das Tor gehen.
Nun Gut, hoch die Domgasse, auf den Domplatz rechts hinter dem Dom halten, vorbei an der Skulptur „Bischof Clemens August Graf von Galen“, da findet sich hinten an der Wand des Doms die Kreuzigungsgruppe am Horsteberg, die vier Personen nebst Jesus am Kreuz darstellen. Auf Stufen und Sockel erhöht, kann man die Füße von Anna Katharina Emmerich und Maria Euthymia betasten, rechts vom Kreuz steht ein ernster Kardinal von Galen und noch weiter abseits rechts und schön tief zum ertasten des Körpers bis zum Kopf, sitzt oder hockt ein nachdenklicher Jan van Leiden, König der Wiedertäufer. 2004 schuf der Künstler Bert Gerresheim diese Bronzegruppe.
Unser Rundgang führt uns über den Horsteberg auf den Spiekerhof und vor dem großen und kleinen Kiepenkerl Gasthäusern links entlang und runter zum kleinen Aa-Seiten-Weg.
Er hat einen Handlauf, ist aber nicht barrierefrei erreich- und passierbar. Wir folgen der Münsterschen Aa eine ganze Weile am Spiegelturm vorbei, weiter den Aa-Seiten-Weg bis zum Jesuitengang hinter das Fürstenberghaus und gegenüber der ULB Münster an der kleinen St. Petri Kirche. Dort pausieren wir und hören unserer Stadtführerin zu, dass links der Kirche am Weg neun Steinblöcke schräg aus der Erde ragen. Die Skulptur Dolomit ist vom Künstler Ulrich Rückriem.
Nach der kleinen Erholung folgen wir dem Aa-Seiten-Weg immer weiter, überqueren den Bispinghof, lassen den Aegidii-Markt links liegen, rechts das Sprachenzentrum der WWU, den Aa-Seiten-Weg bis zum Ende, bis wir am Stadtgraben heraus kommen, wo man die vierspurigen Straße nicht geradeaus passieren kann. Ampeln für Fußgänger befinden sich rechts Richtung Schloss und links von dort, Richtung Aasee. Wir schlagen die linke Seite ein, da unser nächstes Ziel die großen Aasee-Kugeln sind. Die „Giant Pool Balls“ wurden 1977 schon von Claes Oldenburg zurückgelassen, als der Meister für Pop-Art Münster in einen Billardtisch verwandelte. 3,5 Meter Durchmesser haben die gigantischen, unbeweglichen Betonkugeln, die eher rechtsseitig auf der großen Wiese mit Bäumen und Hasenlöchern stehen, wenn man die Straße im Rücken und den See vor sich hat. Die Wiese könnte etwas Regen vertragen, so staubig ist es an diesem Tag.
Und weiter geht der Rundgang über die Promenade, vorbei am Schloß, weiter entlang bis zur Kreuzkirche – so weit hat uns die liebe Frau Benneweg auf unserem Weg noch geführt und viele, große Skulpturen gezeigt, da es wirklich immer noch viel zu entdecken gibt in Münster. Aber alles zu berichten, würde jetzt den Rahmen sprengen – beim nächsten Mal: einfach mitkommen und selbst erleben!
(geschrieben von Katharina Knopkiewitsch)