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Gruppenbild mit 30 Personen,von denen einige einen Blindenlangstock halten, stehen auf einer Wiese. Im Hintergrund sind mehrere Bäume zu sehen.

Landwirtschaft für Blinde und Sehbehinderte erfahrbar machen

Die Kühe auf der Wiese, das Getreide auf den Feldern, die Maschinen auf dem Hof – all dies sind typische Bestandteile einer Führung auf einem Bauernhof. Um gemeinsam mit vielen Mitgliedern solche Situationen zu erleben, wählte der Lengericher Holger Paaschen aus dem Leitungsteam des Blinden- und Sehbehindertenvereins Münster und Umgebung den Hof Höcker als Ziel für den diesjährigen Sommerausflug, aus. Der Verein leistet Aufklärungs-und Beratungsarbeit und organisiert neben Workshops und Informationsveranstaltungen auch Freizeitaktivitäten für seine insgesamt über 180 Mitglieder.

Mit 30 Personen machte sich die Gruppe am Samstagmittag mit dem Zug auf den Weg in Richtung Lengerich. Zu der Gruppe gehörten sowohl blinde und sehbehinderte Menschen als auch ihre sehenden Helfer, die sie liebevoll als „Guckis“ bezeichnen. Auf dem Hof wurden sie von der Familie Höcker mit Hündin Mona empfangen, die sich ruhig unter die Gruppe mischte und die Streicheleinheiten genoss. Schon während der Beschreibung des Betriebes wurde die essenzielle Rolle der „Guckis“

deutlich: „Wir selbst nehmen unseren Hof als barrierefrei wahr, setzen hierbei jedoch voraus, dass wir alle Unebenheiten wie Regenrinnen, Gullideckel oder veränderte Bodenverhältnisse sehen können. Dabei ist dies gar nicht selbstverständlich“ meint Betriebsleiter Stefan Höcker.

Gemeinschaftlich wurde dann der gesamte Hof sicher erkundet. In den Ställen beschrieb die Familie zunächst die Tierhaltung auf dem Betrieb. „Im Gegensatz zu bisherigen Hofführungen können wir nicht wie gewohnt zeigen, was wir tun. Wir haben uns im Vorfeld viele Gedanken gemacht, wie wir unseren Hof stattdessen erlebbar machen können“

erklärt Heidi Höcker den Ansatz der Familie, den Fokus auf die Sinne Fühlen, Hören, Riechen und Schmecken zu legen. Während Stallgeruch geschnuppert, die Kühe und Kälber gestreichelt und unterschiedliches

Futter ertastet wurde, konnten die Gastgeber in neugierige und zufriedene Gesichter ihrer Besucher blicken. Auch im Gewächshaus und auf der Obstwiese durfte alles erspürt und erkundet werden. Durch das Durchführen von Arbeiten mit Maschinen wurde zudem ein hörbares Erlebnis geboten. Aus den ausführlichen Beschreibungen der Familie und den interessierten Fragen der Gäste ergaben sich angeregte Unterhaltungen, die sowohl für die nicht sehenden als auch für die sehenden Personen neue Erfahrungen und Erkenntnisse bereithielten.

Zum Ausklang des Ausflugs bei Kuchen und belegten Broten konnten neben hofeigenen Produkten wie Käse und Wurst auch die ersten reifen Tomaten des Jahres probiert werden. Trotz der knapp werdenden Zeit ergaben sich viele weitere interessante Gespräche, in denen Geschichten und Ansichten ausgetauscht und Kontakte geknüpft wurden. Bevor es mit dem Taxibus wieder in Richtung Bahnhof ging, stellten sowohl die Besucher als auch die Gastgeber fest, dass dieser besondere Ausflug ihnen lange in guter Erinnerung bleiben wird.

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